Der Bohrerhof ist schon seit ca. 1880 im Besitz der namensgebenden Familie. Er wird in vierter Generation betrieben. Noch bis in die 1990er Jahre stand der Hof auf der anderen Strassenseite, in der Gabelung von Bielstrasse und Kummelenstrasse. Während früher die Milchwirtschaft und Kirschen im Vordergrund standen, ist der Bohrerhof heute hauptsächlich auf die Produktion von Zierpflanzen, Weihnachtsbäumen und Feldfrüchten (Acker- und Futterbau) ausgerichtet.

Die Weihnachtsbäume werden in unmittelbarer Nähe zum Hof kultiviert und frisch geschnitten ab Hof verkauft. 

Neu gehört auch ein Hühnermobil mit 250 Legehennen zum Betrieb. Die Eier werden direkt ab Hof vermarktet.

Auszug aus dem Buch „Oberwil – einst und heute“, Pascal Ryf, 2016, © Friedrich Reinhardt Verlag, Basel ISBN 978-3-7245-2156-3 Bielstrasse Seiten 226/227

Zwischen Oberwil und Biel gab es nur einen kleinen Saumweg in Richtung Löliwald, ein etwas breiterer Weg führte vom Schwanenplatz über die Kirchgasse und Kummelenstrasse in Richtung Westen. Die Strassen und Wege waren Mitte des 19. Jahrhundertes in einem kläglichen Zustand, sodass diese bei nasser Witterung fast nicht zu benützen waren. In der Heimatkunde von Oberwil aus dem Jahre 1863 heisst es, dass sich «Oberwil rühmen kann, die schlechtesten Fuss- und Fahrwege der ganzen Nachbarschaft zu besitzen. Der Schaden, der auf Wiesen und Feld, an Geräthen, Menschen und Vieh in Folge dieses schlechten Zustandes angerichtet wird, ist gross, grös ser, als die Bewohner sich vorstellen, ungerechnet die Zeit, die verloren geht, indem man im fusshohen Schlamme nur schwer und mühsam vorwärtskommt. Der Hohe Regierungsrath ist auch im Jahre 1862 dem Gesuche der Gemeinden Benken, Biel, Oberwil und Binningen um Planierung, Aussteckung und Kostenberechnung einer neuen Strassenlinie auf dem linken Birsigufer auf eine sehr verdankenswerthe Weise entgegengekommen. Das ganze Projekt liegt gegenwärtig vor dem Hohen Regierungsrathe, der es in seiner grossen Mehrheit gutgeheissen; ob der Hohe Landrath seine Zustimmung erteilen wird? Wir wollen es hoffen, die Nothwendigkeit und Zweckmässigkeit sprechen zu sehr dafür.»

Im Jahre 1869 war es so weit, und Oberwil wurde mit Biel mit der neu erstellten Bielstrasse verbunden. An der Bielstrasse 28 stand das Bauernhaus von Jakob und Adele Bohrer-Christ. Der zur Strasse hin traufseitige Hof wurde einige Jahre nach der Erstellung der Bielstrasse um 1880 erbaut, zwischen Gebäude und Strasse wuchs eine schöne Linde. Der Landwirtschaftsbetrieb stand bei der Einmündung der Kummelenstrasse in die Bielstrasse. Deren Sohn Jakob, im Dorf «Bohrer-Schaggi» genannt, vergrösserte zusammen mit seiner Ehefrau Lina Bohrer-Ley um 1925 den Bauernhof. Auf der Westseite wurde der Betrieb mit einem Schweinestall, zusätzlichem Heulagerraum und Wagenschopf erweitert. 1947 wurde der Kuhstall umgebaut.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Bielstrasse bauten Jakob und Lina Bohrer-Ley im Jahre 1931 eine grosse Scheune mit Ziegeldach. Diese war als Dreschscheune mit Pferdestall, Rübenlager und Wagenschopf konzipiert. Das gegen Biel stehende Wohnhaus erstellten Ruedi und Martha Bohrer 1961 als Zweigenerationenhaus. Rund 20 Jahre später wurde als Ersatz für die nicht mehr zeitgemässen Gebäude an der Bielstrasse 28 eine weitere Scheune mit Eternitdach erstellt, die seither als Remise für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte des Betriebes dient. Heute wird der Betrieb von Hans-Ruedi und Alexandra Bohrer-Hänggi geführt.

Der Bauernhof an der Bielstrasse 28 wurde im Januar 1994 abgerissen. Die bis 2002 brach liegende Parzelle wurde fast vollständig überbaut. Einzig die Linde steht noch am Rande der Bielstrasse und erinnert an längst vergangene Zeiten.